Dienstag, 8. September 2015

Stine und Natalie allein Zuhaus

Mehr oder weniger zumindest. Nachdem Lena weg war, hatten wir ein paar Tage zusammen mit Lin, bevor dann Julie und Rod wieder kamen. Da sind wir dann auch runter ins Cottage gezogen, dass die beiden nach der Reise das Haus erst mal wieder für sich hatten.

Schlechte Nachrichten gibt es auch direkt: Shady (das schwarze Pferd), muss leider eingeschläfert werden. Morgen ist es soweit, unglaublich traurig. Er ist früher Rennen gelaufen, bevor er zu Julie kam, und jetzt mit 15 sind seine Knochen so kaputt, dass er sich kaum auf den Beinen halten kann und er starke Schmerzen hat. Er hat die letzte Woche noch total viel Liebe von uns bekommen, wir haben uns gut um ihn gekümmert und er hatte ein paar super sonnige Tage auf der Weide. Ich bin froh, mich heute von ihm verabschieden zu können um mir das morgen nicht antun zu müssen. Es wird Angel das Herz brechen.. aber er hatte es die letzten sechs Jahre hier, in denen er auch nie geritten werden konnte, sehr sehr schön und jetzt geht sein Weg zu Ende.

In den letzten sechs Tagen war Lin im Urlaub - zum ersten Mal seit Jahren, weil sie niemandem ihre Hunde anvertraut. Außer mir, offensichtlich. Mit einem Ordner voller Anweisungen (so ein Hundefrühstück besteht schon mal pro Person aus 10 Zutaten voller rohem Fleisch und Zusätzen) für alle drei Malzeiten und zwischebdurch, dem Versprechen dass ich ihr ständig Fotos schicke und sicher einem mulmigen Gefühl hat sie uns verlassen. Es hat aber super geklappt! Ich bin in Lins Bett umgezogen, weil Gemma und Macy da mit ihr normalerweise schlafen und mehrmals nächtlich aufwachen und zugedeckt werden wollen - was ein Vergnügen, wenn 75kg Hund einen schubsen bis man aufwacht. Der kleine Dexter schläft auf seinem eigenen kleinen Bett daneben, und auch er muss nachts mal zugedeckt werden, dass er nicht friert. Die sind wirklich wie die Kinder nachts. Einer muss aufs Klo, die andere kotzt, eine kann nicht schlafen, dann hat jemand Hunger.. aber ich habe es gerne gemacht, die Lieben sind mir nämlich so ans Herz gewachsen, dass es mir total schwer fällt zu gehen.

Einen weiteren Neuankömmling haben wir noch im Haus, nämlich der kleine Finnegan. Ihr erinnert euch, die Babykatze? Der Kleine wurde letzte Woche kastriert und vor zwei Tagen war er dann plötzlich ganz lethargisch, hat sich kaum bewegt.. da hier Feiertag war (Labour Day am Montag), hatte die Tierarztpraxis geschlossen, also bin ich in die Notklinik gefahren. War auch höchste Zeit, er hatte über 40 Fieber und war dehydriert. Mit Antibiotikum sollte das wieder hinzukriegen sein. Bei der Hitze (seit Wochen ist es hier über 30 Grad) konnten wir ihn nicht in den Stall setzen, aber bei den Hunden hier unten ist es auch nicht besonders gut für ihn. Gemma tut ihm sicher nichts, aber Macy kann durchaus aggressiv werden und Dexter hat noch nicht begriffen, dass Katzen sich nicht zum Spielen eignen. Also habe ich ihn in Lins Badezimmer verfrachtet, inklusive warmem Bett, Katzenklo und Futter. Seitdem ist er da drin, wir schauen abwechselnd nach ihm und es zerreißt uns das Herz, wenn er miauend und total verängstigt möchte dass wir bleiben. Gestern war ich noch mal beim Tierarzt, Fieber war leider gestiegen und ein zweites Antibiotikum nötig. Wir hoffen, dass es ihm bald besser geht, der Arme.

Ach und dann ist da noch Carola. Eine Italienerin, die wir letzten Donnerstag abgeholt haben. Sollte uns eigentlich helfen, aber ehrlich gesagt kriegen wir das alleine besser hin. Dazu will ich auch gar nicht viel sagen, außer dass ich selten so eine Unfähigkeit und Unselbstständigkeit erlebt hab - und die Frau ist Mitte 30. Interessiert sich weder für uns noch die Hunde besonders, aus Shadys Box hat Julie sie direkt ganz verbannt - nee echt, hätte ich nicht gebraucht. damit darf Lin sich jetzt rumschlagen. Dafür hätte lieber Lena mal hier bleiben sollen.

Die Wochen hier waren stressig, aber so schön. Ich möchte nichts missen! Heute kommt Lin wieder und wir verabschieden uns, das wird nicht leicht. Es ist nie leicht. Ich war sicher nicht das letzte Mal hier, aber zuerst geht es auf zu neuen Abenteuern. Als nächstes stehen drei Tage Montréal an (schon wieder, i know, aber meine Lieblingsstadt kann ich Stine jetzt echt nicht vorenthalten) und dann geht es für drei Tage zu meiner Gastfamilie, ganz entspannt. Dann allerdings geht es endlich auf den Roadtrip, auf den ich mich schon seit der Planung für Kanada freue: in den Westen.

Eigentlich gibt es auf der Strecke Richtung Westen gar nicht viel Besonderes, aber einfach dieses Gefühl, dieses riesige Land von Ost nach West zu durchqueren, ist unglaublich. Wir starten natürlich nicht ganz im Osten, da war ich im Juli mit Cassy, und ganz in den Westen gehts auch nicht, dahin geht es erst nächstes Jahr, aber es sind zumindest über 4000km, die wir da auf dem Trans-Canada-Highway zurücklegen. Start ist in Dunham, bei meiner Gastfamilie, das Ziel liegt in Jasper. Jasper hat knapp 5000 Einwohner und liegt im Jasper National Park, mitten in den Rocky Mountains. Die nächste große Stadt, Edmonton, liegt ungefähr vier bis fünf Fahrstunden östlich. Jasper werde ich für ungefähr sechs Monate mein Zuhause nennen!  Stine und ich wurden beide beim Fairmont Jasper Park Lodge mit jeweils unbefristeten Verträgen eingestellt, und bekommen dort auch ein Zimmer gestellt. Sehr aufregend! Wir wollten unbedingt in den Rockies leben und arbeiten, und so mitten im Nirgendwo im Nationalpark ist es noch besser. Am 28. September geht es los, das heißt wir haben ungefähr zwei Wochen für unsere Reise quer durchs Land. Den Westen mit British Columbia, Vancouver, etc heben wir uns für später auf, genauso wie den Rest der Rockies. Teilweise an freien Tagen denke ich, teilweise danach. Jetzt können wir allerdings nicht mehr lange im Auto schlafen (hier sind es zwar 30 Grad, aber in Jasper hat es schon geschneit und in einigen Städten auf unserem Trip ist es momentan um die 10 Grad) und deshalb sind wir froh, erstmal eine Bleibe für den Winter gefunden zu haben und mal ein bisschen Geld zu verdienen.

Es wird also spannend in den nächsten Wochen! (Nicht, dass es hier nicht spannend wäre - ich habe das Gefühl auf so einer Farm gibt es keine ruhige Minute)

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