Sonntag, 25. Oktober 2015

Monat #7: 210 Tage seit dem Abflug

210 Tage. 7 Monate. Gleichzeitig auch genau ein Monat in Jasper. Jedes Mal wieder ueberrascht es mich, wenn wieder ein Monat vergangen ist - diese Zeit im Ausland ist so anders als damals. Jetzt habe ich das Gefuehl, dass Maerz ewig her ist, dass die Zeit verfliegt und dass in der Zwischenzeit so wahnsinnig viel passiert ist, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Vielleicht aendert sich das mal noch ein bisschen mit der Routine, die wir hier haben, aber solange es so stressig ist, verfliegt die Zeit sowieso. (Anmerkung: nachdem ich das hier veroeffentlicht habe ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich erst bei 208 Tagen bin - oops!) Wo hatte ich letztes mal aufgehoert zu berichten? Ach ja! Direkt vor den freien Tagen!

Drei Tage frei - als ob. Sonntags Abends, ich war echt fertig und so froh, endlich Feierabend zu haben, da stolper ich im Buero ueber einen der Manager, Joey, der mir erst mal eroeffnet, dass ich montags arbeiten soll. Wundervoll! Irgendwann kam dann der Anruf, dass Mittwoch auch nicht mehr frei ist - okay, aus drei freien Tagen wurde also einer. Fuer die Woche danach stand von Anfang an nur ein einziger freier Tag drin - ich sag euch, diese Zeit momentan ist echt stressig, wenn ich nicht wuesste, wofuer ich es mache..

Unseren freien Tag dienstags haben wir aber direkt genutzt, um etwas zu machen, was wir schon die ganze Zeit machen wollten: Die Skytram. Das ist eine Gondelbahn, die auf den Whistler Mountain hoch faehrt, wo man zum Summit hoch steigen kann. Von dort aus hat man einen 360 Grad Rundumblick. Das war so atemberaubend! Wir konnten nicht nur das Tal sehen, in dem Jasper liegt und damit auch unsere Lodge, sondern auch die umliegenden Bergketten und Mount Robson, den hoechsten Berg der Canadian Rockies, den man nur an ungefaehr fuenf Tagen pro Monat sieht. Beim Aufstieg haben wir eine Schweizerin getroffen, die momentan hier unterwegs ist, das war auch total cool. Mit ihr gemeinsam haben wir dann den Tag verbracht auf dem Summit, bei schoenstem Wetter und mit den unglaublichsten Ausblicken.

Donnerstags hatte ich die evening shift. Da nachts ein power outage anstand, weil die hier das electric system updaten, mussten wir allen Gaesten Wasser und Taschenlampen bringen - bei knapp 300 belegten Zimmern 'ne echte Aufgabe. Mal ganz davon abgesehen, dass zwischen 2 und 4 Uhr nachts jawohl niemand eine Taschenlampe braucht, weil alle schlafen, ABER GUT.

Die Arbeitstage waren busy, viele Hirsche unterwegs auf dem Grundstueck, glueckliche Gaeste und auch weniger glueckliche.. Samstags war nicht so viel los, so dass Emma und ich noch am See sassen nach der Arbeit und die Sonne genossen haben - mal sehen wie lange das noch so geht, kaelter wird es wirklich jeden Tag und der Schnee auf den Bergen rueckt immer naeher.

Diese Woche ist jetzt erst mal Halloween. Wir werden eine große Party vom Housekeeping Team haben, jeder bringt was zu essen mit (seid gespannt auf unsere banana ghosts!) und wir treffen uns abends in einer der großen Cabins. Kostüm steht noch nicht, da müssen wir noch mal suchen.. bei den angehaengten Fotos seht ihr auch wo ich so wohne mal.


Uebrigens habe ich hier ein Video von dem Hotel, wo ich arbeite, dass ihr mal in bewegten Bildern seht, wo ich so lebe. Das ist ein Video von der Lodge selbst, eventuell koennte ich auch mal eins selbst machen? Interessiert das jemanden?


Und die Winter Edition:





























Freitag, 16. Oktober 2015

Feiertagsstress

Laengere Zeit keinen Post verfasst - das liegt ganz einfach an dem Stress, den wir hier hatten. Da hatte ich teilweise gar keine Zeit, ueberhaupt irgendwas anderes als die Arbeit zu machen, von daher gab es weder was zu erzaehlen, noch Fotos. Wie ihr an meinem Schreiben seht, habe ich jetzt einen Laptop. Da der die kanadische Tastatur hat, gibt es keine Umlaute. Ich schreibe hier aber trotzdem lieber als auf dem Handy, von daher muesst ihr jetzt leider mit ue etc leben.

Nach unserem letzten freien Tag lag erst mal eine gesamte Woche Arbeit vor uns, komplett ohne freien Tag. Das Thanksgiving Wochenende ist eines der vollsten Wochenenden hier, die Belegung lag bei 100%, alle Zimmer ausgebucht. Die Vorbereitung des Wochenendes war schon viel, das Wochenende selbst ging dann aber. Stayover sind prinzipiell schneller erledigt, als due outs. Aber wer das liest, der ahnt schon, dass die due outs dann kamen - die belegten Zimmer wollten schliesslich auch alle wieder gereinigt werden.

Sonntag Abend gab es erst mal ein Thanksgiving Dinner fuer den gesamten Staff, alles kostenlos. Der traditionelle Turkey und das Stuffing waren zwar bekanntermassen nichts fuer mich, aber es gab natuerlich mashed potatoes, pumpkin und pumpkin pie, zusaetzlich zu der sowieso vorhandenen Salatbar. Wir haben kurz vorher noch eine neue Deutsche kennen gelernt, Sophia, die wir dorthin mitgenommen haben, und dann haben wir alle mal ein bisschen Thanksgiving gefeiert, bevor der haerteste Tag kam: Montag.

Montag ist Feiertag und damit das Ende des Wochenendes, weshalb unglaublich viele Leute abgereist sind. Ich glaube fast 400 Zimmer.. Demnach war es super stressig, und wir haben die Zimmer noch bis donnerstags gereinigt, weil viele room attendantes frei hatten, weil sie vorher zu lange am Stueck gearbeitet haben. Ich habe jeden Tag Ueberstunden gemacht und musste sogar donnerstags arbeiten, obwohl ich frei gehabt haette, Stine genauso.

Am Dienstag hatten wir allerdings zwischendurch (zum Glueck) mal frei, und das haben wir trotz Muedigkeit dazu genutzt, wieder einen Ausflug zu machen. Weit fahren muss man ja eigentlich nicht, uns besuchen auch so jeden Tag Elks in der Staff Area, aber wir sind trotzdem durch den Nationalpark zum 40km entfernten Maligne Lake gefahren, einem wunderschoenen See. Dort haben wir zwei Hikes gemacht, sind am Wasser entlang gelaufen, traumhafte Natur. Wir hatten auch schoenstes Wetter, das hat wieder neue Energie gegeben. Ich bin schon gespannt, im Schnee mal wieder da hin zu fahren, da sieht dann alles noch mal ganz anders aus.. Hier gibt es so viel zu entdecken, ich glaube, dafuer reichen die paar Monate auch gar nicht aus..

Jetzt ist wieder ein super anstrengendes Wochenende zu ueberwinden (97% Belegung und momentan arbeiten viele nicht, weil sie zu viele Ueberstunden hatten und sich die Gewerkschaft eingeschaltet hat), aber naechste Woche haben wir wie es aussieht drei Tage frei - ich glaube den ersten Tag mache ich nichts, ausser rumliegen, skypen und schlafen. Meine Haende brauchen dringend Erholung, die reissen total auf von der Kaelte und den Chemikalien.

Aber ich muss auch mal sagen, dass das Housekeeping Team echt super ist! Die Leute sind total nett, unsere Manager packen zwischendurch auch mal selbst mit an und die Supervisor sind (fast) alle immer zur Stelle, wenn man Hilfe braucht oder mal wieder nirgends Kissenueberzuege aufzutreiben sind. Außer den normalen Zimmern und Suites gibt es noch die Cabins, die bis zu sieben oder acht Schlafzimmern haben plus Wohnzimmer, Esszimmer, Küche etc (und natuerlich ebenso viele Baeder wie Schlafzimmer). Vor Kurzem kam Jia, eine der Supervisorinnen zu mir und hat gefragt, ob ich mir vorstellen koennte, Gardener's Cottage zu uebernehmen demnaechst - eine sehr schoene Cabin mit vier Schlafzimmern. Ich habe dann gemeinsam mit ihr dort mal ein stayover gemacht und heute dann auch eins alleine. So eine Cabin ist viel Arbeit, aber es ist schoen, dass sie mir das schon zutraut und ich bin gespannt, ob ich das demnaechst oefter mache. Ein paar mal hab ich jetzt auch die Honeymoon Cabin gemacht, eine kleine Cabin, in der dieses Wochenende eine Braut und Braeutigam sind (heute war die Hochzeit - da durfte ich da gleich zwei mal sauber machen, vor und nach der Reception).

Dienstag, 6. Oktober 2015

Wenn man im Nationalpark lebt ...

... dann sind alle möglichen Tiere die Nachbarn. Da spaziert schon mal eine Herde Wapitis (auf Englisch elk, nicht zu verwechseln mit Elchen, die heißen moose) durch die staff accomodation area oder ein Grizzly trinkt am See. Beides ist mir diese Woche passiert, und ich muss sagen, man gewöhnt sich dran. Vor den Wapitis habe ich großen Respekt, wir sind fast in eine Herde rein geraten, als wir abends von der staff cafeteria zurück gelaufen sind. Ist zum Glück nichts passiert und wir hatten sogar noch Zeit die Handys zu holen für Fotos, also alles gut.

Am Samstag und Dienstag hatten wir je einen freien Tag. Samstags wollten wir hoch zum Angel Gletscher, der sich auf dem Mount Edith Cavell befindet. Die Straße dorthin ist im Winter geschlossen, deshalb wollten wir noch hoch solange es ging. Bei schönstem Sonnenschein ging es los, geendet hat es in den Wolken und im Schnee. Wir waren nicht ganz passend angezogen, aber macht nichts, es war wunderschön dort oben. Nach diesem wahnsinnig heißen Sommer bin ich froh, dass es mal etwas kühler ist.

Dienstags war das Wetter nicht so gut, deshalb sind wir kurzfristig zum nicht weit entfernten Maligne Canyon gefahren. Dort unten war es sowieso nicht hell, da brauchen wir keine Sonne. Der Hike war am Ende anstrengender als gedacht, aber total schöne Ausblicke, es hat richtig Spaß gemacht. Das ist der Vorteil am im Nationalpark leben: es gibt vielleicht nict so viele Geschäfte zum Shoppen oder Clubs zum Feiern gehn, aber dafür unglaublich schöne Ecken in der Natur, und das ist mir momentan hundert mal lieber. Großstadt habe ich auch in Deutschland, so eine Gegend wie die Rocky Mountains allerdings nicht.

In den Tagen dazwischen haben wir unser Training beendet. Erfolgreich natürlich! Unser nächster freier Tag ist auch erst am Dienstag, liegt also eine ganz Menge Arbeit vor uns.

Der erste Arbeitstag, wo ich auf mich gestellt war, lief super! Ich bin im Team eines Supervisors namens Insuk, der mir morgens auf mein task sheet ein liebes Willkommen aufgeschrieben hat und der mir sehr viel erklärt, echt super. Ich arbeite jetzt erst mal in den 300s, eine ganze Reihe Zimmer und Hütten, die von recht klein bis ziemlich groß reichen.

Wie sieht so ein Arbeitstag eigentlich aus bzw. was genau arbeitest du?
Nachdem mir diese Frage schon mehrmals gestellt wurde und ich das immer auf whatsApp beantwortet habe, dachte ich, dass ich das mal aufschreibe..
Morgens um zehn vor 8 legt man im Housekeeping Office die Hand in den Handscanner, womit der Anfang der Arbeit erfasst wird. Dann schnappt man sich einen Rucksack (in dem Shampoo etc, Teebeutel, Seife und alles mögliche drin ist, was in den Gästezimmern so fehlen könnte) und einen Putzeimer (wo die Putzmittel etc drin sind). Um Punkt 8 beginnt das Morgenmeeting in der Tent City (eigentlich eine Bar, aber naja.. demnächst verschiebt sich das auch auf 9 Uhr). Eine oder zwei der Manager sind dann da um ein paar Infos oder Feedback zu geben, dann geht man zu seinem Supervisor und bekommt das Tasksheet und einen Generalschlüssel. Aus Datenschutzgründen kann ich kein Tasksheet veröffentlichen, da stehen die Namen der Gäste drauf, Zimmernummer, wer wann ankommt und geht, welchen VIP Grad sie haben, Sonderwünsche, etc etc. Wahnsinnig viele Infos! Wie ich schon mal geschrieben habe, gibt es stayovers und due-outs. Ist ein due-out bereits mit einem V wie vacant markiert, bedeutet das, dass dss Zimmer leer ist. Ansonsten muss man mit stayovers anfangen -- wenn man um halb 9 einen Gast aus dem Bett klopft, haben die direkt richtig gute Laune. Im Zimmer bringt man dann den Müll raus, putzt das Bad, macht das Bett, wischt Staub, saugt, kontrolliert ob alle amenities, Kaffee und Tee vorhanden sind, füllt alles auf etc. Manchmal erfüllt man auch Sonderwünsche wie beispielsweise 'more kindling', wie ihr unten sehen könnt, oder andere Teesorten, Eis ins Gefrierfach etc. Dann gehts mit dem nächsten Zimmer weiter, bis Lunchtime ist. Zwischen 11 und 13 Uhr können wir eine halbe Stunde Pause machen, bevor es weiter geht. Ist man mit seinem Tasksheet durch, muss man anderen helfen. Ende ist um 16h30 bzw wenn es dann erst um 9 startet, logischerweise um 17h30. Kann aber auch mal länger sein, wenn viel los ist.. man scannt beim Handscanner wieder aus, packt seinen Eimer aus, gibt den Schlüssel ab und darf gehn. Bis es morgens wieder weiter geht!