Dienstag, 29. September 2015

Neuer Job, neues Glück!

Ein unbefristeter Vollzeitjob. Das nenne ich mal eine neue Erfahrung.. Hätte man mir vor ein paar Jahren gesagt, dass mein erster Vollzeitjob, der auch voll bezahlt wird, im Houskeeping sein wird, hätte ich laut gelacht. Und das jetzt auch noch freiwillig! Eigentlich war ich immer auf der anderen Seite in schicken Hotels, ich habe die Forderungen gestellt statt sie zu erfüllen.

Aber von vorne. Zum ersten Mal werde ich hier ein bisschen tageweise aufschreiben, wie mein Anfang hier so aussieht (aus dem Grund wird wohl bei manchen auch angezeigt, dass ich das hier am Dienstag hochgeladen hab - hab ich nicht, erst freitags, hatte nur den Entwurf Dienstag angefangen).

Sonntag.
Wir sind morgens recht früh losgefahren und hatten gegen Mittag dann den atemberaubenden ersten Blick auf die Canadian Rocky Mountains. Diese Berge sind so riesig und wunderschön, auf den 50km durch den Jasper National Park haben wir ein Foto nach dem andern gemacht. Leider war es sehr bewölkt, also sind die alle nichts geworden, aber wir wohnen ja jetzt lange hier. Jasper selbst ist eine kleine Stadt (falls man 4000 Einwohner Stadt nennen kann) und die Fairmont Jasper Park Lodge ist ein Stück oberhalb, ein riesiges Gelände mit 139 Gebäuden, einem Golfplatz, Ställen und mehreren Seen. Wer Fairmont nicht kennt - das isr eine sehr luxuriöse Hotelkette, bei der man 400$ - mehrere tausend pro Nacht zahlt. Wir sind aber erst mal angekommen und haben uns in der staff area gemeldet, wo uns ein Zimmer zugewiesen wurde. Wir teilen uns ein Bad mit einer ganzen Menge Mädels und eine Küche befindet sich nur in der nächsten Hütte. Dafür ist unser Zimmer etwas größer als gedacht und wir zahlen nur 150$ pro Person, passt also alles. Tony, einer der Hausmeister, hat uns auch dirwkt ein bisschen rumgeführt und wir haben unsere Uniform abgeholt.

Montag. Der erste Tag! Wie aufregend! Es stand hotel orientation an mit dem Human Resources Team. Mit Jordyn, die auch die Interviews gemacht hat, haben wir erst mal eine Menge Papierkram erledigt, dann wurde uns viel über das Hotel und die Marke erzählt, wie wir aufzutreten haben, wie die Gäste behandelt werden müssen und so weiter. Dazu gehörte auch eine längere Tour über das gesamte Gelände - wir waren auch in einer Hütte, in der die Queen schon genächtigt hat. Unglaublich schick alles! Zum Mittagessen wurden wir in das beste Restaurant hier auf dem Gelände eingeladen, um unsere Housekeeping Managerin kennen zu lernen. Sie war super nett und der Blick von diesem Restaurant war atemberaubend. Lac Beauvert und im Hintergrund die Berge.

Unglaublich sind auch die health care benefits, die man hier in Kanada hat" man zahlt nichts für die Krankenversicherung, bekommt aber so einiges! Beispielsweise kann ich mich für 1100$ im Jahr massieren lassen, ohne dass es vom Arzt verschrieben werden muss. Ihr könnt drauf wetten, dass ich dem Hotel Spa mal ein paar Besuche abstatte! Desweitern gehören dazu auch kostenlose Brillen und alle verschreibungspflichtigen Medikamente. Nimm dir mal ein Beispiel, Deutschland! Ich habe jetzt auch zwei Lebensversicherungen (natürlich kostenlos!), die meine Eltern um 60 - 120 000$ reicher machen, wenn mir was passiert. Und das alles sind noch gar nicht die Hotel benefits: während wir hier arbeiten, können wir überall sonst bei Fairmont 75% Rabatt bekommen, also zB für nicht mal 100$ pro Nacht in einem der luxuriösesten Hotels in Kanada, Banff Springs, übernachten. 50% gibts dann auch auf Essen und Trinken! Wir werden das auf jeden Fall ausnutzen. Falls uns Freunde oder Familie besuchen kommen, können die auch für einen reduzierten Preis hier wohnen oder sogar kostenlos, wenn sie unsere Schlafcouch bevorzugen! Richtig cool hier.

Wir sind dann gegen Abend noch nach Jasper gefahren, um ein bisschen einzukaufen - großer Fehler. Die Preise sind astronomisch hoch, kaum bezahlbar. Zum Glück haben wir eine sehr günstige staff cafeteria.

Dienstag.
Der erste Tag im Housekeeping! Nach einer Menge Papierkram und Erklärungen ging es ans Lernen, wie man Betten macht. Gar nicht so einfach, aber wir waren wirklich gut darin, wenn man unserer Managerin Bernadette glauben darf. Ich habe ein paar mehr cabins gesehn - der Hammer! Ich weiß schon, welche ich empfehlen würde. Wenn jemand mit viel Geld her kommt. Ansonsten treibt gerade ein Grizzly sein Unwesen auf dem Gelände.. meistens sind die aber ungefährlich, ein Elch kann momentan viel gefährlicher sein, weil Paarungszeit ist. Hier lebt man so eng zusammen mit den Tieren im Park, dass man zwar vorsichtig sein muss, aber Angst haben sollte man nicht. Wir sind schon vielen Wapitis begegnet, mal sehen was noch so kommt - Wölfe, Koyoten, hier gibt es alles.

Mittwoch und Donnerstag.
Die ersten beiden Trainingstage! Insgesamt ist man fünf Tage mit seiner Trainerin gemeinsam unterwegs, dann beginnt man mit seinen eigenen Zimmern - erst sechs, dann acht, dann zehn und dann die normalen 10 - 15. Da ein 'Zimmer' hier teilweise aus mehreren Räumen und Betten besteht, ist das wahnsinnig viel. Manche Hütten dauern sogar fast den gesamten Tag. Die, in der die Queen schon genächtigt hat, hat beispielsweise alleine schon sechs Schlafzimmer. Was ich nach zwei Tagen schon sagen kann: Der Job ist hart. Sehr hart. Körperlich wahnsinnig anstrengend, man merkt vor allem den Rücken, die Füße und die Hände. Aufgrund des Geländes ist es hier ein bisschen anders als in normalen Hotels, man läuft mit einem großen Rucksack und einem Eimer durch die Gegend, Bettwäsche und Handtücher muss man jedes Mal wieder einzeln holen gehen, statt es praktisch in einem Wagen dabei zu haben. Momentan bis Thanksgiving am 12. Oktober ist eine sehr hektische Zeit, sehr viele VIPs für die noch mal extra mehr gemacht werden muss und fast volle Belegung. Deshalb ist alles extrem hektisch und obwohl ich donnerstags bei meiner Trainerin hätte bleiben sollen, hat mein Supervisor mir dann doch schon meine eigenen Generalschlüssel gegeben und ich musste alleine Dinge erledigen.

Mittwochs waren wir so fertig, dass wir uns kaum noch bewegt haben, aber donnerstags sind wir dann noch mal ein Stück am See entlang gelaufen. Dabei sind wir auch einem Wapiti begegnet, die momentan wirklich nicht ungefährlich sind, aber er lag nur friedlich am Wasser. Ein paar der Hotelgäste, denen wir begegnet sind, haben uns schon vor dem 'Moose' gewarnt - mehrere Personen unabhängig voneinander. Ein Moose ist ein Elch, während ein Wapiti hier 'elk' genannt wird. Jedenfalls war es eindeutig kein Moose, das Geweih ist viel zu dünn und zu klein war er auch (obwohl er echt riesig war). Hier sind so viele Tiere um uns herum, in einem Nationalpark zu wohnen ist echt was Besonderes. Meistens haben wir gar nicht das Handy zur Hand!

Freitag.
Während der Tag relativ normal begonnen hat, wurde schnell klar, dass es anstrengend wird: obwohl sowieso schon zu wenige Room Attendants unterwegs sind, weil die neuen erst in den nächsten Wochen kommen, musste eine aus meinem Bereich nach Hause, nach nur einem Zimmer. Unser Supervisor Andy musste also Ersatz finden - das war dann mein Job. Obwohl ich ja eigentlich bei meiner Trainerin Michelle bleiben sollte, wurde ich dann auf eigene Mission geschickt. Es gibt zwei Arten von Zimmern, stayovers (d.h. Personen, die noch eine Nacht bleiben) und due-outs, die Zimmer, die komplett neu gemacht werden müssen für Neuankünfte. Nachdem ich eine Menge stayovers gemacht habe (die werden nicht von den Supervisorn kontrolliert, also schon ein ganz schönes Vertrauen, was Andy da in mich gesetzt ha, sollte ich bei ein paar due-outs helfen, und es fing auch noch an in Strömen zu regnen. Ich war so nass nach einer Weile, das hat nicht so viel Spaß gemacht. Sowohl freitags als auch donnerstags musste ich ein bisschen over time machen, weil zu viel los war.

Aber die gute Nachricht - Samstag ist frei!! Die meisten room attendants hatten seit zwei Wochen keinen einzigen Tag frei, aber weil wir neu sind und unsere Muskeln sich erholen müssen, haben wir Samstag und Dienstag frei - yay! Leider soll Samstag das Wetter nicht so gut werden, deshalb werden wir nicht so viel im Nationalpark erkunden können, aber naja. Wir machen das beste draus!

Donnerstag, 24. September 2015

Trans-Canada Roadtrip oder Monat #6: 180 Tage seit dem Abflug

(Oder zumindest fast - 180 Tage sind es am Sonntag, und da bin ich auf dem Weg in meine neue Heimat, ganz sicher ohne noch den Kopf für einen Blogpost zu haben)

Sechs Monate. Ein halbes Jahr. Eine lange Zeit, und irgendwie doch nicht. Ich bin froh, noch länger Zeit zu haben.. das letzte halbe Jahr war so ein Wirbelwind. Ich lasse es mal Revue passieren: zuerst kam da der ungeplante Aufenthalt in Reykjavik, wo ich alleine die Stadt erkundet habe. Für 10 Tage danach habe ich meine Schwester in Denver besucht und wir sind gemeinsam in die Rockies gefahren, bevor ich für drei Wochen nach Montréal zu David gefahren bin, natürlich mit Besuchen bei meiner Gastfamilie und bei Sam in Sherbrooke. Den Mai habe ich bei Lin in Port Hope auf der Farm verbracht, wo ich auch Cassy kennen gelernt habe. Eine Woche war dabei Unterbrechung, während der ich mit Stine in Toronto und bei den Niagarafällen war. Anfang Juni ging es auf die Farm zu Rosemarie in Peterborough, bevor Cassy und ich und auf die lange Reise durch den Osten machten. Ottawa, Montréal, QC City, die Gaspésie, New Brunswick, Prince Edward Island und Cape Breton Island, was zu Nova Scotia gehört. In Nova Scotia ist dann Stine zu uns gestoßen und wir sind gemeinsam nach New York gefahren, wo wir Ende Juli ankamen. Der Flug nach San Francisco folgte, die verrückte Tour durch Kalifornien, die Tokio Hotel Konzerte dort und dann an der Ostküste. Von Philadelphia aus sind wir dann Mitte August in die 1000 Islands gefahren, bevor wir für drei Wochen bei Lin auf der Farm waren. Von dort aus wieder nach Montréal, und schließlich jetzt der ultimative Roadtrip Richtung Westen auf dem Trans-Canada Highway.

Ich liege gerade zum ersten Mal seit 10 Tagen wieder in einem Bett und es ist warm. Nach knapp 4000km sind wir in Edmonton, Alberta angekommen, nur 400km von Jasper entfernt, wo es dann Sonntag hingeht.

Los ging es in Dunham, der erste Stop direkt Gatineau. Gatineau ist die andere Flussseite von Ottawa und da es circa 30 Grad warm war, haben wir uns an den Fluss gesetzt und den Blick auf die Regierungsgebäude genossen. Eigentlich wollten wir in Gatineau auch übernachten, was sich aber als schwierig heraus gestellt hat, deshalb sind wir weiter gefahren bis ins Nirgendwo in Ontario, wo mal wieder ein Walmart herhalten durfte. Weitere Stopps waren Sudbury, Sault Ste Marie und schließlich Thunder Bay am Lake Superior, dem größten Süßwassersee der Welt. Immer noch in Ontario, nach ungefähr 1800km Auto fahren. Wir hatten total Glück mit dem Wetter, immer um die 25 Grad und Sonne, nur ein einziger Tag war mal verregnet.

In Thunder Bay haben wir einen freien Tag eingelegt, den wir in der Sonne in Parks verbracht haben - und wir haben Brötchen gefunden! Ihr könnt euch unsere Freude gar nicht vorstellen, richtige Vollkornbrötchen! Sowas gibt es hier eigentlich gar nicht.

Nach dem Durchqueren der Zeitzonengrenze und später der Grenze zu Manitoba (nach einem Zwischenstopp in Kenora) sind wir in Winnipeg angekommen. Zum Glück hatten wir ein bisschen Zeit um am Fluss zu sitzen, dort war es wirklich schön. Einen Tag später haben wir Manitoba aber auch direkt wieder verlassen und erreichten Regina in Saskatchewan, am Tag danach Saskatoon. Saskatoon mochte ich eindeutig lieber, was nicht daran liegt dass wir in Regina unseren Tankdeckel verloren haben und einen neuen kaufen mussten! Bisher war das allerdings das einzige Problem mit unserem Auto Bobby (knock on wood), daher können wir das Verschmerzen. Seit Manitoba war es zwar tagsüber noch warm, nachts aber unglaublich kalt. In den 'Prairies' weht ein sehr kalter Wind, wir sind morgens dann schon mal bei Minusgraden aufgewacht. Das war im Van auch wirklich unangenehm.

Wir haben aber so coole Dinge erlebt. Auf einem Truckstop hat uns jemand eine halbe Pizza und zwei Bier geschenkt, woanders bekamen wir Hilfe mit dem Auto angeboten (die wir gar nicht gebraucht haben) oder wir haben einfach nette Leute getroffen, die sich ein bisschen unterhalten wollten. Blutlachen auf dem Highway von überfahrenen Moose, während wir kurz vorher noch welche quicklebendig über die Straße haben spazieren sehen. Wenn man einmal Stinktier gerochen hat, riecht man es auch überall wieder, wenn eins tot an der Seite liegt. In Alberta haben wir dann sogar ein Bison gesehen!

Die letzte Etappe war dann auch die nach Edmonton. Hier gilt jetzt die Mountain Standard Time, welche von Deutschland aus 8 Stunden früher ist. Die Provinz heißt Alberta und ist echt schön, hier ist es richtig herbstlich. Jetzt gilt es das Auto winterfest zu machen, letzte Einkäufe zu erledigen und uns auf die Arbeit vorzubereiten. Wir sind sehr gespannt, was die nächste Zeit bringt!