Donnerstag, 21. Juli 2016

Monat #16: 480 Tage seit dem Abflug

Fast ein Jahr ist es her, dass wir das letzte Mal Workaway gemacht haben. Die Zeit bei Lin war eine der besten waehrend meiner gesamten Reise, von daher war von Anfang an klar, dass es nicht leicht wird, das zu wiederholen.

Wir sind am Tag nach meinem Geburtstag bei Regen in Taupo losgefahren und kamen nachmittags im ein paar hundert Kilometer suedlichen Martinborough an. Das ist ein kleines Weindoerfchen in der Naehe von Wellington, nur ca 1500 Einwohner. Davon liegt die Farm, auf der wir zu Gast sind, aber noch mal gute 20 Minuten ueber Huegel und Schotterstrassen entfernt. Total schoen auf einem Huegel steht das Farmhaus, wo anfangs die beiden Besitzer plus zwei erwachsene Kinder wohnten. Die Tochter Francesca ist allerdings nach ein paar Tagen zurueck zu ihrer Wohnung gefahren. Ansonsten bewohnen noch zwei Katzen das Haus. Den Huegel hinunter ueber die Weiden ist dann der Stall. Dort lebten zu Anfang fuenf Pferde, zwei nahm Francesca dann allerdings mit. Eine Weide ein Stueck ausserhalb ist das Zuhause von zwei supersuessen Fohlen, beide noch unter einem Jahr alt. Ansonsten gehoeren zur Farm noch eine Kuh, zehn Huehner und drei Schafe.

Die Aufgaben hier sind hauptsaechlich das Tiere fuettern, sich um die Pferde kuemmern tagsueber und kleinere Dinge wie beim Kochen helfen oder mal was im Haushalt machen. Mein Job ist ausserdem, zwei der Pferde taeglich zu bewegen - es gibt schlimmere Arbeiten, das wuerde ich sogar freiwillig machen! Case und Marama sind die beiden Reitpferde, die noch hier sind, beide top ausgebildet fuer Turniere im Eventing, und dann ist da noch Gally, ein suesser Zweijaehriger, der allen moeglichen Unsinn im Kopf hat.

Die Umgebung ist traumhaft! Ob einfach mit den Pferden die Strasse hoch durch den Wald oder die schönste Strecke, die ich jemals geritten bin (mal abgesehen vom Strand in Florida ): durch einen Fluss, einen steilen Hang hoch klettern neben einem Wasserfall und dann hoch über die Hügelkämme, wo man durch Kuh - und Schafsweiden reitet, alles mit Blick über das Tal.

Zwischendurch waren die beiden Besitzer, Melissa und Burton, gar nicht da. Sehr entspannte Tage. Wir sind jetzt noch eine Woche hier, dann geht es weiter mit der Südinsel.


Jasper

Los geht's mit Case

Die Tore machen wir einfach vom Pferd aus auf









Pips, eins der Fohlen

Alfie, der zweite Kleine


Marama in der Arena


An Regentagen wird eben im Wasser geplantscht



Unterwegs mit Maramar



.. und mit Case


Gally will auch immer dabei sein


Rosa







Dienstag, 12. Juli 2016

Von Hoehlen und Hoehen

Bei meinem letzten Post steckten wir gerade in Tairua fest wegen Ueberflutungen - haetten wir dort auf das Ende gewartet, haetten wir noch eine Weile bleiben muessen. Mittags um 2 stand dann irgendwann fest, dass die Bruecke beschaedigt ist. Sie wussten nicht, bis wann sie die reparieren koennen, da das Wasser noch immer nicht abgelaufen war, trotz Ebbe. Wir haben uns dann entschieden, einem Hinweis von Neuseelaendern zu folgen, und zu versuchen, es auf die andere Seite der Kueste zu schaffen (wir waren auf einer Halbinsel), von wo aus man wohl nach Sueden durchkommen sollte. Zuvor war die Strasse auf der anderen Seite ebenfalls gesperrt gewesen, aber Dank der Ebbe wieder freigegeben. Die Bergstrasse, ueber die wir uns dann dorthin durchschlagen wollten, war der Horror: Einspurig, unbefestigt, kurvig und steil. Dazu kam, dass mir ganz gerne mal Autos mit einem Tempo entgegegen kamen, die den Begebenheiten ganz sicher nicht angemessen waren. Wir haben es dann trotzdem geschafft und hatten eine wunderschoene Fahrt nach Sueden bei schoenstem Wetter.

Abends kamen wir dann bei unserem Hostel in Waitomo an. Nachdem morgens Deutschland gegen Frankreich verloren hatten, konnten wir nicht ganz glauben, wer da jetzt mit uns in einem Zimmer war: Zwei Franzosen! Die beiden waren aber echt nett, von daher war es dann doch ganz lustig.
Waitomo ist bekannt fuer seine Hoehlensysteme, darunter die beruehmten Glowworm Caves. Dort sind tausende von Gluehwuermchen an der Decke. Nachdem wir eine Tour durch die Tropfsteinhoehlen gemacht haben, sind wir dann mit einem Boot durch die stockdunklen Glowworm Caves gefahren - unglaublich schoen. Leider waren Fotos verboten, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir das ueberhaupt haetten einfangen koennen.

Weiter ging es nach Rotorua. In Rotorua riecht man ueberall die schwefelhaltigen Daempfe, die ueberall in der Stadt aus dem Boden kommen. Fast jedes Haus hat so eine Dampfsaeule im Garten! Ziemlich spannend, das so zu sehen. Dort haben wir an einem Tag auch einen sehr schoenen Hike durch den Red Wood Forest gemacht, und danach hatten wir auch noch die Hot Tub im Hostel fuer uns alleine!

Von Rotorua aus war es nicht weit bis Taupo, was an einem grossen See liegt - Great Lake Taupo. Es war ziemlich kalt im Vergleich zu den Staedten vorher, ich schaetze so um die 5 Grad mit dem Wind. Unser Hostel ist total schoen, wir haben uns ein Doppelzimmer mit eigenem Bad gegoennt, und das war eine gute Entscheidung. Manchmal braucht man echt eine Pause von den Schlafsaelen.

Direkt am naechsten Tag kam dann das Highlight: Wir hatten uns eine Tour ueber das Tongariro Crossing gebucht. Das Tongariro Alpine Crossing ist der beruehmteste Day Hike in Neuseeland, eine knapp 20 km lange Strecke ueber aktives vulkanisches Gelaende, an Kraterraenden entlang und durch die Asche von kuerzlich erst geschehenen Ausbruechen. Da es teilweise ziemlich hoch liegt, war klar, dass Schnee und Eis definitiv auf unserem Weg liegen wuerden, aber die Tourcompany hat uns auch so genannte Cramp-ons bereit gestellt. Das sind Untersaetze fuer die Schuhe, an denen lange spitze Haken sind, um auf dem Eis Halt zu haben. Morgens um 6 wurden wir abgeholt, um kurz vor 8 waren wir dann schon am laufen, direkt bei Sonnenaufgang. Einige Parts von Herr der Ringe wurden hier gedreht, ich selbst hab ja nur einen Film gesehen, aber vielleicht erkennen manche von euch ja den Mount Doom und Mordor. Der Blick ueber die Vulkane war gigantisch, eines der beeindruckendsten Naturspektakel, die ich jemals gesehen habe. Der Hike war anstrengend, aber durchaus machbar - ein Teil der Gruppe war auf jeden Fall viel mehr kaputt als wir. Die rauchenden Vulkane waren schon ein bisschen gruselig, 2012 gab es auch einen Ausbruch, wo einige Leute auf den Trails waren. Zum Glueck ist nicht wirklich was passiert. Sogar zu Anfang der diesjaehrigen Saison gab es einen kleinen Ausbruch, wo allerdings nur Asche hoch kam. Manche Leute sind auch echt ziemlich leichtsinnig. Es ist klar, dass ein alpiner Trek nicht einfach ist, und trotzdem haben manche die Warnungen nicht ernst genommen und sind ohne Cramp-ons losgelaufen. Wie sie den Berg hochgekommen sind, ist mir schleierhaft, Tatsache ist, dass sie nicht lebend runtergekommen waeren, wenn der Guide, der mit unserer Gruppe unterwegs war, die Situation nicht sofort erkannt und sie sicher nach unten gebracht haette. Wir waren fuer unsere Cramp-Ons jedenfalls echt dankbar, denn sogar damit war der Abstieg des einen Kraters alles andere als einfach.

Das war der Tag vor meinem Geburtstag, so einen schneereichen Geburtstag hatte ich jedenfalls noch nie, und werde ich so schnell nicht wieder haben. An meinem Geburtstag selbst hat Stine mich morgens mit Muffins, Kerzen und einem Geburtstagsfruehstueck ueberrascht - der perfekte Start in einen entspannten Tag. Wir sind zu den Huka Falls hier in Taupo gelaufen und haben danach in natuerlichen Hot Springs gelegen, um unsere Muskeln ein bisschen zu entspannen. Ein Abendessen bei einem Inder wird heute Abend der perfekte Abschluss!

Das wars jetzt auch erst mal mit unserer Reise - wir sind dann morgen auf dem Weg zu einer Farm in der Naehe von Martinborough, wo wir fuer zwei Wochen bleiben werden. Wir werden dort bei der Arbeit helfen, mal sehen in welcher Form, und dafuer koennen wir dort essen und schlafen. Ich freue mich schon total darauf, mal ein bisschen mehr im Kontakt mit Neuseelaendern zu sein, nachdem wir in den Hostels doch irgendwie mehr Deutsche als alles andere getroffen haben.
Bei Sonnenaufgang zu Beginn des Tongariro Crossings



Mount Doom aus Herr der Ringe




Cramp-Ons

"Mordor"




Red Crater

Hinten ist der Blue Lake zu sehen, wir sind weit ueber den Wolken auf einem Kraterrand



Die Emerald Lakes mit rauchendem Hintergrund

Blue Lake

Im Hintergrund Lake Taupo (nicht der kleine See vorne, der hintere grosse) und daneben ein rauchender Vulkan - 2012 war der letzte grosse Ausbruch, Anfang 2016 der letzte kleine





Regenbogen an der Thames Coast nach dem Unwetter


Waitomo Caves


Rotorua







Ein Maori Village in Rotorua





Lunch in Taupo


Mein Geburtstag!

Huka Falls