Freitag, 29. Mai 2015

Monat #2: 60 Tage seit dem Abflug

Vor 30 Tagen, als ich den ersten Monatspost verfasst habe, war mir noch nicht klar, dass ich 30 Tage später an genau dem Platz sein würde, wohin ich da quasi fast auf dem Weg war - einer Farm in Port Hope. Der letzte Monat, mein zweiter Monat hier in Kanada, war ein ziemliches Auf und Ab. Glücklicherweise mit Fokus auf dem 'Auf' :)

Die Zeit auf der Farm war definitiv total prägend, ich habe sowas noch nie erlebt und hätte nicht gedacht, dass ich es so lieben werde. Jetzt bin ich seit ein paar Tagen wieder bei Lin und nach dem überschwänglichen Empfang durch die Hunde war es, als ob ich nie weg gewesen wäre. Ob morgens bei der Bodenarbeit mit den Pferden, bei abendlichen Spaziergängen mit den Hunden oder bei der Gartenarbeit, ich fühle mich hier so richtig zuhause. Zwischendurch entdecke ich mit Cassy immer wieder coole neue Orte mit den Fahrrädern, Seen zum Beispiel. Die Zeit in Toronto und Niagara dagegen habe ich ja schon beschrieben - definitiv ein Auf und Ab.

Die weitere Zeit habe ich jetzt auch geplant: am Montag fahre ich mit Cassy zu einer Tierärztin nördlich von Peterborough (ca eine Stunde von hier). Die haben wir vor ein paar Wochen kennen gelernt und sie hat uns eingeladen, eine Woche bei ihr zu verbringen. Sie hat einige Pferde und Katzen und wir werden für sie ein bisschen arbeiten, bekommen dafür Essen und ein Bett - wie hier bei Lin also. Ich bin sehr gespannt! In der Woche danach werden Cassy und ich wohl zusammen reisen, mal sehen wo es uns hinführt. Das wird dann in Montréal enden, wo ich Stine wieder am Flughafen abholen kann.

Mal sehen, was der nächste Monat bringt. Von manchen bekomme ich ständig E-Mails und Nachrichten - so lieb von euch, ich versuche immer möglichst schnell zu antworten!

Sonntag, 24. Mai 2015

Gute und schlechte Nachrichten

Bei diesem Blogpost weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Als ich vor sieben Jahren in Kanada war, habe ich die guten Dinge erzählt, die weniger guten aber nie erwähnt. Das wollte ich dieses Mal anders machen..

Zuerst mal eine sehr gute Nachricht: ich habe meinen Bachelor mit einer Abschlussnote von 1,6 bestanden! Endlich kam die Nachricht. Ich bin zwar mit meiner Note für die Abschlussarbeit nicht einverstanden, aber ist mir auch egal - der endgültige Durchschnitt ist ja cut und Hauptsache durch mit der Geschichte. 

Vor einer Woche habe ich Stine in Toronto abgeholt, hat auch alles geklappt und wir haben unser Hotel gefunden. Dass es ziemlich billig war sah man sofort daran, dass das Zimmer im Keller war - sonst aber ganz nett. Der erste Tag mit dem Standard CN Tower, Dundas Square und Harbourfront wurde erst gegen Nachmittag schwierig, als sich Stines Krankheit meldete. Sie hat sich dann entschieden nicht mit zu dem Konzert zu kommen, zu dem wir Karten hatten - Gerard Way!

Ich bin alleine gefahren, habe nette Leute kennen gelernt - das Konzert war genial. Ich habe ihn im Januar in Berlin und Köln gesehn, und das jetzt in Toronto war wieder der Hammer. Danach hatte ich noch die Chance ihn zu treffen und er war super nett, fand es auch ziemlich cool dass eine Deutsche da war. Noch nachts im Hotel musste ich dann aber rausfinden, dass wir am nächsten Morgen zum Arzt mussten, weil es Stine immer schlechter ging.

Bevor ich jetzt ewig alles erzähle - die Tage in Toronto waren sehr schwierig und trotz einiger schöner Stunden zB auf den Toronto Islands haben wir uns kurzfristig entschlossen, früher zu gehn. Wir waren dann im Freizeitpark Canada's Wonderland, haben in Hamilton am See übernachtet und sind dann zu den Niagarafällen gefahren - die sind immer wieder überwältigend und wir hatten einen richtig schönen Tag, nachts noch das Feuerwerk über den Fällen..
Jetzt zur schlechten Nachricht - Stine wird nach Hause fliegen, sie hat ihren Flug bereits gebucht. Morgen fahre ich sie nach Toronto, nachdem wir heute noch einen vorerst letzten gemeinsamen Tag in Niagara-on-the-lake verbringen, damit sie in Deutschland erst mal wieder gesund werden und ein paar nötige Arztbesuche hinter sich bringen kann. Den Rückflug nach Kanada hat sie schon gebucht, aber für ein paar Wochen bin ich erst mal auf mich gestellt.

Jetzt die gute Nachricht - Lin freut sich riesig darüber, dass ich Zeit habe und ich darf zu ihr zurück auf die Farm kommen für eine Woche. Richtig Platz ist zwar eigentlich nicht, aber alle freuen sich wenn ich wieder da bin. Dann mache ich mich mit Cassy wohl auf den Weg - aber dazu irgendwann mehr, jetzt geht es erst mal dorthin zurück, worauf ich mich sehr freue!

Dienstag, 19. Mai 2015

Das Glück der Erde ...

... liegt auf dem Rücken der Pferde.
Als ich hier auf die Farm kam war von Anfang an klar, dass reiten nicht geht. Shady wird überhaupt nicht geritten (Beinprobleme, er war früher ein Rennpferd) und Angel ist erst seit wenigen Jahren unter dem Sattel obwohl sie schon 17 ist, da sie die ersten 11 Jahre ihres Lebens als Zuchtstute verbracht hat und schwer misshandelt wurde. Nur Julie, Lins Tochter und Besitzerin, reitet sie. Umso überraschter war ich, als Julie mir angeboten hat sie zu reiten - ich war anscheinend die erste seit Jahren, der sie das erlaubt hat. Große Ehre und ich hatte riesigen Spaß, mal wieder im Sattel zu sitzen, auch wenn es nur zwei Mal war.

Ansonsten war ich mit Cassy noch beim Treetop Trekking und Ziplining, was wahnsinnig cool war. Und anstrengend, wenn man morgens noch den kompletten Stall ausgemistet und gereinigt hat. Meine letzten Tage hier waren also echt toll, was es umso trauriger macht, dass ich heute wegfahre.. in wenigen Stunden geht es nach Toronto um Stine abzuholen, die zwar leider krank ist, aber hoffentlich gut ankommt.

Freitag, 15. Mai 2015

Momente auf der Farm

Bilder sagen mehr als tausend Worte, deshalb werde ich heute einfach einige anhängen. Es lässt sich sowieso schwer beschreiben, wie wunderschön es hier ist.. die Menschen, die Tiere, die Gegend - ich hätte keinen besseren Platz finden können. Ich bin nur noch vier Tage hier und ich weiß jetzt schon, dass mir der Abschied sehr schwer fallen wird. Allerdings geht es dann weiter nach Toronto um Stine abzuholen, also auch cool. Es ist faszinierend wie schnell ich mich an den Rhythmus hier gewöhnt habe, ich wache jeden morgen von selbst um halb 7 auf.

Mein Auto hat mal wieder ein bisschen Ärger gemacht, einer der brandneuen Reifen war platt. Die Werkstatt hat anscheinend einen Fehler gemacht, den sie jetzt behoben haben, ich hoffe ich wache nicht morgen wieder mit plattem Reifen auf..

Naja, macht nichts. Ich habe noch vier Tage hier und die werde ich nutzen. Vor ein paar Tagen hat Lin uns mit nach Peterborough genommen, wo wir auf das dortige Liftlock geklettert sind - es gibt nur acht auf der Welt und streng genommen stand da ein 'authorized personnel only' Schild, aber das haben wir mal übersehen.

Und nun genug der Worte und auf zu ein paar Bildern..

Samstag, 9. Mai 2015

Farmleben

Leben ohne Internet (außer mobile hotspots) und ohne Anschluss an die Wasserversorgung - so lebe ich momentan. Wasser befindet sich in einem Tank unter der Erde und muss immer nachgeliefert werden. Aber von vorne!

Nach zwei wundervollen Tagen bei meiner Gastfamilie habe ich mich morgens um 6 am letzten Sonntag auf den Weg nach Ontario gemacht. 6 Stunden später auf einem relativ leeren Highway und nicht nur einem Stop bei Tim Hortons kam ich dann in Port Hope am Lake Ontario an, genauer gesagt in den Bergen hinter Port Hope auf einer Farm. Lin hat mich direkt total herzlich empfangen, genauso wie die Hunde, die fast allesamt um einiges größer und schwerer sind als ich - Teddy, Gemma, Humphrey und Macy. Gelegentlich noch Gideon, der Lins Tochter Julie gehört, die ebenfalls auf dem Gelände wohnt. Gemeinsam mit Lin und Cassy, die in meinem Alter ist, wohne ich jetzt seit einer Woche im Half-Hill Cottage - und mit den ganzem Hunden natürlich.

Das Ganze nennt sich Workaway und gibt Reisenden wie mir die Möglichkeit, gegen Mitarbeit auf der Farm kostenlos zu schlafen und essen. Lin kocht richtig lecker, alles vegetarisch, und nimmt mich zum Einkaufen mit um Dinge selbst rauszusuchen. Meine Hauptaufgabe sind die Pferde Shady und Angel, morgens gehen wir sie um halb 8 füttern, später putzen, auf die Weide bringen, die Boxen und den Stall säubern und die Katzen Eric und Parsley versorgen. Danach je nach Zeit Gartenarbeit oder was Lin sonst so einfällt, oft auch einfach nur Zeit mit den Hunden verbringen. Nachmittags kümmern sich Julie und ihr Mann Rod um die Pferde, aber um 9 Uhr abends sehen wir noch mal nach dem Rechten, schließen Stall und sagen allen Tieren gute Nacht. Die Arbeit ist körperlich teilweise um einiges anstrengender als ich das gewohnt bin (wenn man zum fünften Mal mit der vollen Schubkarre bergauf und bergab gelaufen ist oder einen Komposthaufen umgeschichtet hat, merkt man echt alle Muskeln), aber es macht Spaß, vor allem weil alle so super nett sind. Die Zeit verfliegt echt, kaum zu glauben dass ich in einer guten Woche schon wieder abreise.

Cassy und ich haben auch auf Fahrrädern ein bisschen die Gegend erkundet - soweit das bei den Bergen hier möglich ist. Es ist aber wunderschön hier, am Freitag waren wir unten am Lake Ontario (allerdings mit dem Auto) und sind am Strand entlang gelaufen. Mein Auto hatte leider einen Platten, aber dank Lin und ihrem CAA Vertrag konnte ein Mechaniker mir kostenlos den Ersatzreifen dran machen. Ich habe bei einer Werkstatt direkt alle Reifen wechseln lassen und neue gekauft, da meine doch ziemlich abgefahren waren. Hoffentlich wars das erst mal mit Autokosten!

Insgesamt habe ich eine so tolle Zeit hier, ich bin froh, dass sie noch nicht zu Ende ist.. Ich hab euch einfach mal so einige Fotos angehängt, dass ihr seht wo ich hier so bin.. (Fotos von den Pferdem kommen noch mal nächste Woche oder so, ich hab mein Handy fast nie dabei wenn ich oben am Stall bin, ich muss mal dran denken)