Sonntag, 28. Juni 2015

Monat #3: 90 Tage seit dem Abflug

Ein Vierteljahr lang bin ich jetzt unterwegs, das fühlt sich ziemlich unglaublich an. Ich habe das Gefühl, dass jetzt die Reise 'so richtig' losgegangen ist - Roadtrip, lange Strecken, im Auto schlafen.. Die erste Junihälfte war ja noch Farmarbeit, ein bisschen reisen durch die Lakes und Ottawa und schließlich Montréal, aber seit wir zu La Mauricie und Québec City gefahrn sind, sind wir so richtig unterwegs. Am Mittwoch ging es nach einem kleinen bisschen Sightseeing bei schönstem Wetter in QC City dann endlich auch für mich in unbekanntes Gebiet - die Gaspésie.

Die Gaspésie ist eine Halbinsel, die auf der einen Seite den St Lawrence River und auf der anderen das Meer hat, ich glaube der Teil dort heißt Golf St Laurent. Ich habe immer gehört, dass es dort so toll sein soll, aber ich wollte mich selbst überzeugen. Im Endeffekt muss ich den Erzählungen recht geben: definitiv der schönste Teil von Québec. Es ist sehr nördlich, deshalb ist es kalt und windig, überall Nadelwald und raue Klippen. Auf der einen Seite Wasser (der Fluss ist so riesig dass man teilweise das andere Ufer nicht sieht und denkt dass man schon am Meer ist), auf der anderen die Berge. Wir sind hunderte von Kilometern über die Landstraße gefahren, haben immer wieder angehalten und sind am ersten Tag bis ein Stück nördlich von Matane gekommen. Übernachtet haben wir im Van bei einem dieser Aussichtspunkte - die haben alle Toiletten und man ist völlig allein mit genialem Ausblick, perfekt. Der Sonnenuntergang über dem St Lawrence ist inklusive. Danach ging es für ungefähr drei Stunden weiter bis zum nördlichsten Punkt der Halbinsel - Gaspé! Auf dem Weg durfte ich mir noch bei einer Tankstelle anhören, dass ich das schönste deutsche Mädchen bin was der Tankwart je gesehen hat. Natürlich. Im Norden sind wir dann in den Nationalpark Forillon gefahren. Total schön dort, wir sind dann losgewandert zum Cap. Auf dem Rückweg war es recht spät und wir waren völlig allein, als plötzlich direkt vor uns auf dem Trail ein Bär mit seinem Jungen um die Kurve lief. Wir sind wie angewurzelt stehen geblieben, aber zum Glück hat er sowieso beschlossen, dass wir ungefährlich zu sein scheinen und ist den Berg hochgelaufen (da haben wir uns dann auch getraut aus der Entfernung Bilder zu machen). So ein tolles Erlebnis, wir haben über nichts anderes mehr geredet. Wir sind danach auch nicht mehr weit gefahren, sondern sind relativ schnell wieder zu so einem Aussichtspunkt gefahren - diesmal am Meer. Der Sonnenaufgang morgens hat uns geweckt.

Morgens stand der Felsen von Percé auf dem Plan, bevor wir uns auf den Weg nach Süden gemacht haben. Zwischendurch haben wir eine Zeitzone durchquert als wir nach New Brunswick gefahren sind, sind jetzt nur noch fünf Stunden nach Deutschland. Wir haben einen Teil der kanadischen Appalachen durchquert, eine wunderschöne Berglandschaft, grüne Nadelwälder und Blumen wohin das Auge reicht - ich glaube hier wohnt fast niemand, selbst die Hauptstadt hat nur 50 000 Einwohner. In Grand Falls waren die Wasserfälle dann nicht ganz so cool wie erhofft, aber was solls, war nicht wirklich ein Umweg. Morgens ging es dann quer durch New Brunswick nach Fredericton - der Hauptstadt. Eine süße kleine Stadt direkt an einem Fluss,  an dem wir dann mal entlang gelaufen sind. Wir haben dort ein Festival besucht, das Cultural Expressions Festival, wo verschiedene Kulturen Tänze, Gesänge und sonstiges Musikalisches vorgestellt haben. Eigentlich wollten wir einen zweiten Tag bleiben, aber uns war nicht klar wie klein es ist, deshalb sind wir spontan nach Saint John gefahren, die größte Stadt in New Brunswick direkt am Meer.

Ich würde sagen dieser Abstecher war ein totaldr Reinfalll, stimmt aber nicht ganz: wir haben auf dem Weg wenigstens ein Moose gesehn. Die Stadt an sich war überhaupt nicht schön, wir saßen dann ne Weile am Meer im Van und haben einen Film geschaut, gegen Abend sind wir dann doch schon nach Moncton gefahren. Heute Nacht haben wir dann endlich mal wieder Couchsurfing - nach fünf Nächten im Van wird das ne nette Abwechslung. 

Falls jemand von euch Instagram hat - da poste ich auch immer Bilder! http://instagram.com/saythatyoubelieve

Dienstag, 23. Juni 2015

Bonne fête nationale du Québec!

Heute feiern wir hier in Québec den Nationalfeiertag - offiziell ist Québec zwar keine Nation, aber das sehen die Leute hier anders, deshalb feiern sie ihr 'Land' (offiziell Provinz) am 24. Juni und nicht wie der Rest von Kanada am Canada Day am 1. Juli. Aber dazu später.

Wir sind im Endeffekt dann doch noch eine Nacht länger in Montréal geblieben, weil das Wetter so schön war und wir keine Lust hatten loszufahren. Sonntags ging es dann aber wirklich los, und zwar in den Nationalpark La Mauricie. Ich bin mittlerweile im Besitz eines Nationalparkpasses, so dass ich in die meisten Parks kostenlos reinkomme. Dieser Park jedenfalls war toll - beeindruckende Täler, Wasserfälle und Natur pur. Kaum Menschen. Umso mehr Mosquitos. Abends sind wir dann runter nach Trois-Rivière gefahren, wo wir auf dem Walmart Parkplatz gecampt und gekocht haben.

Montags ging es nach Québec City, der Hauptstadt von Québec (allerdings viel kleiner als Montréal). Zuerst sind wir zu den Montmorency Falls gefahren und dabei sehr nass geworden, danach haben wir uns zum Trocknen in einen Park in die Sonne gelegt. Gegen Abend sind wir dann zu Joé gefahren, unserem Host für die paar Tage. Er war direkt super nett, hat uns mit ein paar Dosen Bier mit aufs Dach genommen und da saßen wir dann - teilweise mit einer Freundin noch. Das Dach ist eigentlich nicht für Personen drauf gemacht, aber so cool, ich bin echt neidisch! Danach sind wir zu dem Radiostudio gelaufen, wo er montags abends eine Radiosendung macht. Da waren eine Menge verrückter Leute, von deren Französisch ich nur die Hälfte verstanden habe (das lag nicht an meinen Sprachkenntnissen, sondern es hat anscheinend wirklich nicht viel Sinn gemacht). Und noch mehr Bier. Super lustig! Als Joé seine Sendung gemacht hat, wollte er Cassy und mich interviewen - mit den Fragen auf Französisch, die Antworten auf Deutsch. Ich habe für euch mal den Link, keine Sorge wenn ihr kein Französisch versteht, das tut Cassy auch nicht - dementsprechend lustig sind alleine unsere Antworten schon.
Hier geht es bei ca 13:30 los (ging ein paar Minuten, vier Mal kommen wir dran auf jeden Fall):
http://media.chyz.ca/wp-content/uploads/2015/06/2015_06_22_les-chiens-de-schrodinger_chyz943_apZyWMpiXN.mp3

Sagt mir mal was ihr von unserem Auftritt so haltet!

Dienstags hat es in Strömen geregnet, weshalb unser Sightseeing mehr so halbherzig ausfiel, aber abends war es dann schön und das große Straßenfest für Saint Jean Baptiste, der oben genannte Nationalfeiertag, begann. Wir saßen stundenlang vor der Bühne und haben den französischen Bands zugehört, richtig cool, ich liebe sowas! Heute geht es jetzt los Richtung Gaspésie.

Samstag, 20. Juni 2015

Lieblingsstadt

Montréal - mal wieder. Die letzten Tage hier in Montréal haben mir mal wieder gezeigt, warum ich die Stadt so liebe. Ich möchte am liebsten gar nicht wirklich weg (was nicht stimmt, ich möchte unbedingt weiterreisen und freue mich total drauf, aber ich komme ja sowieso immer zurück). Nach den ersten beiden etwas verregneten Tagen, die wir mit einem Abstecher für eine Poutine bei La Banquise, Shopping, Ölwechsel und das Olympiastadion genutzt haben, wurde es so richtig schön hier. Da Cassy noch nie hier war, habe ich ihr mal alle meine Lieblingsplätze gezeigt - Mont Royal, Parc Jean-Drapeau, den alten Hafen.. Auf dem Mont Royal waren wir auch noch mal bei Nacht, was leider in einem Regenschauer geendet hat, aber es hat sich gelohnt. Wir waren auch auf der Formel 1 Strecke von Montréal, wo letzte Woche noch Vettel & Co durch die Gegend gerast sind. Die ist hier offen und man kann sie mit Fahrrad, Inlineskates oder sonstigen Gefährten nutzen. Total cool, ich war dort schon mit dem Segway unterwegs, aber dieses Mal sind wir zu Fuß gegangen. 

Mittwochs waren wir mit Tim (wer sich nicht erinnert wer das ist, einfach mal zum letzten Montréal Eintrag zurück scrollen) und einer Freundin von ihm, Brittany, essen und danach bei Francopholies. Das ist ein ziemlich großes französisches Musikfestival mit sieben Bühnen am Place des Arts. Französische Bands sind gewöhnungsbedürftig, aber es waren ein paar coole dabei. Nur in Kanada kann man innerhalb von drei Minuten eine Menge dazu bringen von "fuck da police" Rufen zum größten grouphug der Welt zu wechseln. Freitags war ich für ein touch-up bei meinem Tätowierer (der Sänger, ihr erinnert euch) und Cassy hat sich direkt was stechen lassen.

Abends ging es dann ins Village - eines der größten Schwulenviertel Nordamerikas. Mit David zusammen waren wir im Sky Pub, wo ich irgendwie fast immer lande wenn ich in Montréal bin, und wir hatten einen richtig guten Abend mit eventuell einem kleinen bisschen zu viel Alkohol.

Heute geht es dann los mit der Reise Richtung Osten! Eventuell teilweise kein Internet, mal sehen. Den Nationalfeiertag von Québec werden wir am Mittwoch auf jeden Fall in der Hauptstadt Québec City verbringen, wir sind sehr gespannt!

Liebe Grüße an euch alle!